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Interview: Adipositas-Operationen sicher

Auch während der Covid-19-Pandemie können bariatrische Eingriffe sicher durchgeführt werden. Eine internationale Studie mit über 2.000 Teilnehmern (Schlauchmagen/Magen-Bypass), an der auch das Adipositas-Exzellenzzentrum am St. Franziskus-Hospital teil-genommen hat, ergab kein erhöhtes Risiko. [Lancet Diabetes Endocrinol. 2021 Jan; 9(1):7-9]

 

Interview mit Dr. Karl-Peter Rheinwalt
 

Wie sicher sind adipositaschirurgische Eingriffe zu Zeiten der Covid-19-Pandemie? Ein Interview mit dem Chefarzt der Klinik für Adipositas-, Metabolische und Plastische Chirurgie am St. Franziskus-Hospital. Die Fragen stellte Iris Gehrke.

 

Gerade zu Beginn der Pandemie wurden bariatrische Operationen verschoben? Sind Absagen von Operationen sinnvoll?

Dr. Rheinwalt: Während der ersten Corona-Welle ab Mitte März wurden Operationen mit gutem Grund abgesagt: die Risiken für eine Ansteckung konnte niemand zuverlässig abschätzen und die Intensiv-Kapazitäten wurden für Covid-19-Patienten frei gehalten. Heute sieht die Lage anders aus. Wir können Patienten inzwischen sicher operieren und haben umfangreiche hygienische Schutzmaßnahmen ergriffen.

 

Besteht für adipöse Menschen ein erhöhtes OP-Risiko in Covid-19-Zeiten?

Dr. Rheinwalt: Ganz klar, nein. Das größte Risiko ist mittlerweile, wenn sich adipöse Menschen nicht behandeln lassen!  Das hat mit unbegründeten Ängsten und Fehlinformationen zu tun.

Bei fortbestehender Pandemie und Abwarten kumulieren sich die Risiken der Adipositas mit drohenden kardiovaskulären Komplikationen, Krebsrisiko und zunehmender Immobilität. Das Operationsrisiko selbst ist in COVID-Zeiten für adipöse Patienten nicht höher als vor der Pandemie.
 

Das Adipositas-Exzellenzzentrum am St. Franziskus-Hospital war an einer internationalen Studie beteiligt. Was wurde untersucht? Was sind die Ergebnisse?

Dr. Rheinwalt: Es wurden 30-Tages-Operationsergebnisse von über 2.000 Adipositas-OPs aus 133 Krankenhäusern in 35 Ländern während der ersten Phase der Corona-Pandemie gesammelt und ausgewertet. Das beruhigende Ergebnis war: Es besteht definitiv kein erhöhtes Risiko bei Adipositas-Operationen. Es gab genauso wenige Komplikationen und insgesamt nur einen einzigen letalen Verlauf, welcher aber nichts mit Corona zu tun hatte. Insgesamt kam es nur bei 0,5 % (10 Patienten) in den 30 Tagen nach der Operation (also Zuhause) zu einer Corona-Ansteckung. Diese Verläufe waren alle relativ leicht und führten in keinem einzigen Fall zu einer Beatmung. Das Ergebnis fällt sehr eindeutig aus.

 

Warum ist es gerade für Adipositas-Patienten so wichtig, dass geplante Eingriffe stattfinden?

Dr. Rheinwalt: Gerade weil uns die Pandemie wahrscheinlich noch längere Zeit beschäftigen wird, wäre Abwarten für viele Menschen fatal. Adipositas birgt – wie gesagt – das Risiko von schweren Folgeerkrankungen wie Diabetes, Gelenkverschleiß bis zur völligen Immobilität, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle und ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko. Problematisch ist vor allem, wenn  Patienten, die sich zur Operation entschieden und schon an dem multimodalen Programm zur Vorbereitung teilnehmen, aus Unsicherheit abspringen. Das sind verpasste Chancen auf eine Gewichtsreduktion. Deshalb ist es auch so wichtig, sachliche Aufklärung zu betreiben.

 

Wo können sich Adipositas-Patienten derzeit informieren?

Dr. Rheinwalt: Es gibt viele gute (aber z. T. auch weniger gute) Online-Angebote. Unser Adipositas-Exzellenzzentrum bietet mittlerweile auch Online-Schulungen an, beispielsweise in Ernährungsberatung und Verhaltenstherapie. Auch die Selbsthilfegruppen arbeiten mit vielen Online-Angeboten und Gruppen in Sozialen Medien. Bei Fragen oder Unsicherheit können sich Patienten telefonisch und per E-Mail an uns wenden. Unsere Adipositas-Sprechstunde findet unter entsprechenden Hygiene-Maßnahmen sicher stattfinden. Ich kann adipöse Menschen und Ärzte nur nachdrücklich ermutigen, die Krankheit nicht zu verdrängen, sondern krankhaftes Übergewicht gerade in Covid-19-Zeiten konsequent zu behandeln.

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